Bauwettbewerb 2001

Konstruktion und Bau eines Verankerungskörpers - praktischer Hintergrund

Die lange Tradition der Bauwettbewerbe an der Fakultät für Bauingenieur-, Geo- und Umweltwissenschaften der Universität Karlsruhe wurde im Jahr 2001 gemeinsam mit der Fachschaft Bau durch das Institut für Bodenmechanik und Felsmechanik weitergeführt. Die Aufgabe bestand prinzipiell darin, einen Verankerungskörper so zu konstruieren, herzustellen und in einen Behälter mit Sand einzubauen, dass ein möglichst hoher Widerstand gegen Herausziehen erzielt werden konnte.


Rückverankerte Baugrubenwand unter einem Gebäude

Im Grundbau werden Verankerungen zur Einleitung von Zugkräften in den Baugrund eingesetzt. Ein typischer Anwendungsfall ist der rückverankerte Baugrubenverbau: Zur Stützung der Baugrubenwand wird diese verbaut (z.B. mittels Trägerbohlwand, Spundwand, Schlitzwand oder Bohrpfahlwand), wobei infolge des Erddrucks Horizontallasten auftreten, welche sowohl über den Wandfuß (als Druckkräfte) als auch über die Wandhöhe verteilt (als Zugkräfte) in den Baugrund eingeleitet werden.

Dadurch kann einerseits die Standsicherheit der Baugrube gewährleistet werden, andererseits werden auch die Setzungen von Nachbargebäuden und die horizontalen Verformungen der Baugrubenwand deutlich reduziert. Da die Baugrubensicherung nur für die Dauer der Baumaßnahme erforderlich ist, kommen hier sogenannte Temporäranker zum Einsatz.


Verankerung einer Dachkonstruktion (Europahalle Karlsruhe)

Permanentanker sind dagegen auf eine Einleitung von Zugkräften über die gesamte Nutzungsdauer des Bauwerks ausgelegt, weshalb an diese unter anderem auch besondere Anforderungen in Bezug auf den Korrosionsschutz gestellt werden.

Solche Anker werden z.B. zur Abspannung von Hallendächern und Pylonenbrücken, zur Verankerung von Skiflugschanzen, als Auftriebssicherung von Schleusenbecken oder zur Stabilisierung von Tunnelröhren eingesetzt.


Verankerung der Skiflugschanze Oberstdorf (OSTERMAYER 1975)

Je nach anstehendem Baugrund, der geforderten Ankertraglast und der veranschlagten Lebensdauer wurden und werden verschiedenste Ankertypen entwickelt, die vom Institut für Bautechnik in Berlin eine individuelle Zulassung erhalten müssen, bevor sie bei einem Bauvorhaben in Deutschland eingesetzt werden dürfen.

Nach ihrem Einbau auf der Baustelle müssen die Anker einer Probebelastung unterzogen werden, anhand derer beurteilt wird, ob der geforderte Herauszieh-Widerstand erreicht wurde. Mit dem Vorspannen der Anker (dem sog. Festlegen) wird die eigentliche Verankerungs-Maßnahme abgeschlossen.

Literatur: OSTERMAYER, H. (1975): Construction, Carrying Behaviour and Creep Characteristics of Ground Anchors. Mitteilungen aus dem Institut für Grundbau und Bodenmechanik der TU München.

Michael Külzer - 06.02.2002